Gestern habe ich das erste Mal Dungeon World geleitet. Ich muss sagen, ich fand es nicht so einfach und zugänglich wie tremulus, was aber vielleicht auch daran gelegen hat, dass ich erst Minuten vorher aus der Welt von Java und JavaScript in die Dungeon World gewechselt bin und auch die Spinatpizza beim Regel-Erklären nicht die sprichwörtliche neue Kraft gegeben hat. Der Nachteil eines Freitag-Abends.
Die Spieler haben doch mehr Zeit, als ich gedacht hätte, mit der Konfiguration ihrer Charaktere zugebracht, sodass wir nach vielleicht 45 Minuten spielfertig waren. Die Charakterschablonen waren dabei nicht so selbsterklärend, wie ich’s bei tremulus beobachtet habe.
Da das ganze nur für einen Abend gedacht war (ich hatte mir zuvor schnell noch das Abenteuer “The Black Tide” auf’s iPad geladen) haben wir keine umfangreiche Frage- und Antwort-Session gemacht, sondern sind gleich in’s Abenteuer eingestiegen.
Für meine persönliche Immersion hätte ich gerne eine stärker detaillierte Welt gehabt, also habe ich mir einfach ein paar Aspekte hergenommen, an die ich mich vom Gronkh-Spielt-Dragon-Age-2-Gucken noch erinnern konnte. Dennoch war das ganze ein bisschen mehr Klischee als ich eigentlich gut finde.
Ich hatte die Regeln schon vor einiger Zeit durchgelesen, was bedeutet, dass ich sie schon wieder zum Teil vergessen hatte und in einem PDF mit 400 Seiten findet man leider auch nicht auf die Schnelle die nötigen Erklärungen. Also haben wir bestimmt das eine oder andere falsch gemacht.
Im Kampf hatte ich das Gefühl, sind wir zu sehr auf das bekannte Muster mit Kampfrunden zurückgefallen. Wenn nicht reihum “Hack and Slash” oder “Volley” gemacht wurde, war es “Defend”, mit dem wir so unsere Schwierigkeiten hatten.
Wer erfolgreich verteidigt, hält effektiv die Gegner auf, denn als SL sollte ich doch eigentlich nur dann einen heftigen Gegenzug machen (also Schaden verursachen), wenn eine 6- fällt. Ein 10+ “Defend” und Abwarten der anderen bringt somit einen Angriff zum Stehen. Außerdem haben wir uns gefragt, ob die “Holds” von Defend auch noch eingesetzt werden können, wenn der Charakter bereits einen anderen Spielzug macht. In diesem Fall wäre es sinnvoll, mit einem “Defend” zu beginnen und dann während der durch nicht erfolgreiche “Hack and Slash”-Züge erzeugten Gegenzüge des Spielleiters den Schaden mittels der “Holds” zu halbieren. Wird Schaden eigentlich vor oder nach dem Abzug der Rüstung halbiert?
Und ist es nicht eigentlich komisch, dass ein Gegner, der von zwei Charakteren angegriffen wird, insgesamt mehr Schaden austeilen kann, als wenn es nur ein Gegner wäre? Können Charaktere einen “ganging up”-Bonus bekommen oder wäre das dann ein “Aid”?
Ich habe außerdem “Read a Person”, “Convince” und “Threaten” (wie bei tremulus) als Züge vermisst. Das wären Aktionen gewesen, die die Spieler machen wollten, doch “Discern Realities” bzw. “Parley” passten nicht.
Aktuell finde ich nicht, dass Dungeon World die bessere Sammlung an Spielzügen hat, wie manche behaupten. “Sprout Lore” hätten wir vielleicht das eine oder andere Mal würfeln können, aber ich war auch ohne diese Wurf mit Informationen großzügig. Ich glaube, diesen Zug haben wir alle einfach übersehen.
Effektiv haben wir so mit 4 Zügen plus einmal “Aid” gearbeitet. “Defy Danger” haben wir irgendwie nie gebraucht, denn die Charaktere waren - was vielleicht an dem Java-Einfluss lag - selten in Gefahr und meist in Kontrolle der Situation. Muss aber nix Schlechtes sein.
Ich hatte mich übrigens noch gefragt, ob bei genug Schaden ein Charakter eigentlich gleich mehrere Gegner töten oder verletzen kann. Und schlagen auch getötete Gegner noch zurück? Wahrscheinlich gibt hier aber das Regelbuch eine Antwort, wenn ich’s dann konsultieren würde.
Das ganze heißt jetzt nicht, dass es keinen Spaß gemacht hat – das hat es durchaus – aber dass Dungeon World nun das beste “mit 2W6 entweder 10+, 7-9 oder 6- würfeln”-System ist, fand ich nicht.
Aktuell habe ich gerade einmal Monsterhearts überflogen und hier finde ich die Wahl der Attribute und Züge wesentlich interessanter, auch wenn das Spiel selbst ein bisschen außerhalb meiner Komfort-Zone liegt und ich Spiele nicht so gut finde, die die Charaktere aufeinander hetzen, auch wenn ich die Motivation dahinter schon verstehen kann.